Bauunternehmen Popp

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Bauunternehmen Popp
Ehemaliger Firmensitz in der Bonner Straße
Ehemaliger Firmensitz in der Bonner Straße
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Das Bauunternehmen Popp war ein über mehr als zwei Jahrhunderte in Lechenich ansässiger Familienbetrieb des Baugewerbes. Über sieben Generationen prägte das Unternehmen das bauliche Erscheinungsbild Lechenichs und seiner Umgebung. Am 30. Juni 1999 stellte die Firma nach 214 Jahren ihren Betrieb ein.

Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Gründungszeit und Aufbau im 18. und 19. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gründung des Unternehmens erfolgte im Jahr 1785 durch den Maurermeister Heinrich Popp (1755–1836), der aus Heimerzheim stammte und sich nach seiner Wanderschaft in Lechenich niederließ. Der Ort war zu dieser Zeit vom Großbrand 1744 stark gezeichnet, was einen erhöhten Bedarf an Bauleistungen mit sich brachte. Heinrich Popp betrieb seinen kleinen Betrieb zunächst aus einem Haus in der Frenzenstraße (Hausnummer 7, heute Parkplatz). Die dahinterliegende Wallstraße (heute Schloßwall), an der sich der Hof mit dem Lager befand, gilt als erste bekannte Adresse der Firma.[1]

Sein Sohn Arnold Popp (1790–1867) führte den Betrieb ab den 1830er Jahren in zweiter Generation weiter. Unter seiner Leitung erlebte Lechenich eine Phase städtebaulicher Erneuerung, stark beeinflusst von den neugotischen Entwürfen des Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner. Die Umsetzung erfolgte weitgehend in Eigenverantwortung durch Arnold Popp, darunter auch der Neubau des Rathauses und des Guthofs Kretz (beide 1862) sowie Umbauarbeiten an der Kirche St. Kilian (1864).[1]

In dritter Generation übernahm nach Arnold Popps Tod im Jahr 1867 der älteste Sohn, Everhard Popp (1822–1917), das Unternehmen. Trotz der ausbleibenden Industrialisierung in Lechenich baute er den Betrieb zu einem regional bedeutenden Familienunternehmen aus. Aus Platzgründen zog das Unternehmen in ein neues Anwesen in der Steinstraße, ein Wohnhaus mit dahinter gelegenem Bauhof. Wichtige Bauwerke dieser Zeit waren u. a. die Synagoge in der Judengasse (1886), Amtsgericht und Notariat am Marktplatz sowie mehrere Kirchenneubauten in der Region, darunter St. Lambertus in Bliesheim.

Konsolidierung und Wandel im 20. Jahrhundert[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Everhards Sohn Gottfried Popp (1855–1944) wurde nach seiner Rückkehr vom Militärdienst schrittweise in vierter Generation in die Führung des Bauunternehmens übernommen, die er ab ca. 1894 vollständig übernahm. Zwischen 1894 und 1931 dokumentierte er über 200 Bauprojekte, darunter der Umbau des Franziskanerklosters (1897), das Postamt am Markt (1902) und das neue Gebäude der Höheren Schule am Kirchplatz (1904). 1902 errichtete er das heute noch bestehende Firmen- und Wohnhaus an der Bonner Straße mit der Inschrift „Mein Haus, meine Welt“.[1]

Nach der Übernahme durch Arnold Popp (1900–1956) im Jahr 1931 führte die fünfte Generation den Betrieb durch die Zeit des Nationalsozialismus, den Zweiten Weltkrieg und die frühe Nachkriegszeit. Während des Krieges war das Unternehmen mit kriegsbedingten Bauarbeiten wie Bunkerbau oder der Wiederherstellung zerstörter Infrastruktur beschäftigt. Trotz der schwierigen Umstände zeigte sich Arnold Popp als sozial engagierter Unternehmer, der seinen Arbeitern durch firmeneigene Sozialleistungen beistand, etwa durch Verpflegungsvereinbarungen auf Baustellen oder günstige Wohnungsbauprojekte für Bedürftige. 1935 war er Mitbegründer der Lechenicher Narrenzunft.[1]

Sein Sohn Gottfried Popp (1928-2015) arbeitete seit seinem 14. Lebensjahr im elterlichen Unternehmen und schloss 1952 seine Meisterprüfung ab. 1956, nach dem Tod des Vaters, übernahm er gemeinsam mit seinem Bruder Helmut Popp die Geschäftsführung. 1963 wurde eine Kommanditgesellschaft mit der Mutter Änne Popp als Mitgesellschafterin gegründet.[1]

Großprojekte, Modernisierung und Unternehmensende[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Unter der Leitung von Gottfried und Helmut Popp in sechster Generation entwickelte sich das Unternehmen in der Nachkriegszeit zu einem bedeutenden Akteur im Wohnungsbau der Region. Großprojekte waren etwa der Bau von 40 Häusern für Rheinbraun in Berzdorf, sowie mehrere Wohnsiedlungen in Kooperation mit der Rheinischen Heimstätte, der Hausbau Treuhand und der Wickrath Baugesellschaft. Auch öffentliche Gebäude wie Hauptschule und Gymnasium in Lechenich, sowie das Pfarrzentrum der Gemeinde St. Kilian (1976–1979) gehörten zum Portfolio.[1]

Der Sohn von Gottfried Popp, ebenfalls mit Namen Gottfried (geb. 1955), entschied sich später für eine berufliche Laufbahn außerhalb des Baugewerbes. Aufgrund zunehmender wirtschaftlicher Herausforderungen und der Konkurrenz durch größere, technisch besser ausgestattete Bauunternehmen entschloss sich die Familie, den Betrieb zum 30. Juni 1999 nach 214 Jahren einzustellen.[1]

Bekannte Gebäude und Bauwerke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur

Einzelnachweise[Quelltext bearbeiten]

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 Cornelius Bormann: Durch sechs Generationen - Bauunternehmung Popp. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2000, S. 126-136.