Walter Keßler
Walter Keßler war ein deutscher Journalist und Heimatforscher, dessen Forschungsschwerpunkte die Biografie des deutsch-amerikanischen Politikers Carl Schurz und die Geschichte von Erftstadt waren. Von 1999 bis 2004 war er Ortsbürgermeister von Liblar.
Leben[Bearbeiten]
Walter Keßler wurde 1939 im badischen Achern geboren, wo er von 1945 bis 1953 die Volksschule und danach bis 1955 die Höhere Handelsschule besuchte. Nach der Schulausbildung absolvierte er eine Berufsausbildung zum Großhandelskaufmann bei der Schwarzwälder Edelbranntweinbrennerei Scheibel KG in Kappelrodeck, wo er anschließend angestellt war. 1960 leistete er seinen Wehrdienst in Fürstenfeldbruck und Köln-Wahn.[1] 1969 heiratete er Monika Fahnhorst, mit der er eine Tochter und einen Sohn hatte, und zog nach Liblar, seit 1975 Ortsteil von Erftstadt.[1]
Bereits ab 1956 schrieb Keßler gelegentlich für Tageszeitungen und 1963 begann er ein Redaktionsvolontariat bei der Dülmener Zeitung, das bis 1965 andauerte. Von 1965 arbeitete er als Redakteur bei der Westfalenpost, danach von 1967 bis 1969 und erneut von 1971 bis 1977 beim Kolpingblatt in Köln als Redakteur und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit. Unterbrochen wurde die Tätigkeit durch eine Anstellung als Redakteur in der Lokalredaktion der Kölnischen Rundschau 1970. Von 1977 bis 1979 arbeitete er als Redakteur bei der Zeitschrift „Leben und Erziehen“ und wechselte anschließend von 1979 bis zu seiner Pensionierung 2004 zur Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Bonn. Hier war er zuständig für den Bereich „Weltkirche aktuell“ und leitete die Landesredaktion NRW.[1]
Walter Keßler interessierte sich bereits in seiner Jugend für die Revolutionen 1848/1849 und vertiefte sein Interesse an diesem Thema, nachdem er nach Liblar kam. Er konzentrierte sich auf den hier geborenen Revolutionär und späteren amerikanischen Innenminister Carl Schurz und gründete 1978 den Carl-Schurz-Kreis Erftstadt e.V., dessen Vorsitzender er bis zu seinem Tod war. Er baute in Erftstadt ein Carl-Schurz-Archiv auf, das teilweise in einem eigenen Raum des Erftstädter Rathauses aufbewahrt wird, und erforschte das Leben des Politikers. Dabei publizierte er zahlreiche Artikel und Abhandlungen zur Biografie von Schutz, darunter vor allem 1982 einen Beitrag in den Rheinischen Lebensbildern sowie zum 100. Todestag im Jahr 2006 eine umfangreiche Biografie unter dem Titel „Carl Schurtz. Kampf, Exil und Karriere“.[1]
Über das Thema Carl Schurz hinaus befasste sich Keßler mit weiteren Themen der regionalen Geschichte, der Kultur und des Denkmalschutzes, zu denen er vor allem im Liblarer wohnpark-report und ab 1991 im Jahrbuch der Stadt Erftstadt berichtete. Er war beteiligt an dem Sammelband „Liblar in alten Ansichten“ zur 850-Jahr-Feier der Ortschaft.[1]
Neben seinen Tätigkeiten als Heimatforscher war Keßler auch aktiv in der Lokalpolitik von Erftstadt. Er war Mitglied des Ortsverbands der CDU und war für diese vom Mai 1975 bis Oktober 1984 im Erftstädter Stadtrat, wo er Mitglied in mehreren Ausschüssen zur Kultur, Sport, Personal und Soziales war. Von 1999 bis 2004 war er Ortsbürgermeister von Liblar, bis zu seinem Tod war er zudem ehrenamtlich für die Partei aktiv.[1] Keßler war zudem aktiv im Pfarrgemeinderat der Kirchengemeinde St. Barbara und von 2006 bis 2018 zweiter Vorsitzender im Kirchenvorstand. Er wirkte im Hauptausschuss des Diözesanrat der Erzdiözese Köln und im Dekanatsrat Erftstadt sowie in zahlreichen weiteren lokalen Vereinen mit.[1]
Auszeichnungen[Bearbeiten]
- Rheinlandtaler (2011)
Literatur
- Horst Komuth, Frank Bartsch: In memoriam Walter Keßler (1939-2021) - Journalist und Heimatforscher. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2022, S. 195 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
Publikationen als Autor
- In zwei Diözesen war Clemens August sein Nachfolger - Fürstbischof Franz Arnold von Wolff Metternich, in Liblar geboren. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1991, S. 30 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Ein Mann aus der Nachbarschaft. Adolph Kolping und seine Beziehungen zu Gymnich, Lechenich und Liblar. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1992, S. 63 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Carl Schurz sollte "etwas ganz Besonderes werden". Nicht nur Lebenserinnerungen berichten über eine Jugend in Liblar. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1993/94, S. 65 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Die Gemeinde ist älter als die Kirche. Vor 40 Jahren wurde in St. Barbara der erste Gottesdienst gefeiert. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1993/94, S. 138 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Schon historisch - Liblarer "wohnpark-report" erschien in 150 Ausgaben. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1995, S. 75 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Es klappert keine Mühle mehr. Buschfelder Mühle nur noch ein Abglanz alter Zeiten. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1995, S. 135 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Aus Westfalen nach Liblar. Nur zwei Gemälde Rudolphis außerhalb seiner Heimat. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1996, S. 79 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Kirchengemeinde contra Zivilgemeinde. Im dritten Reich prozessierte St. Alban gegen Liblar - und bekam Recht. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1999, S. 50 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Carl-Schurz-Haus nicht verwirklicht. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1999, S. 125 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Böll schrieb hier fünf Texte - Prominente aus und in Liblar. In: Liblar 1150 - 2000, S. 140 (Hrsg. Interessengemeinschaft 850 Jahre Liblar)
- Die "Tochter" hat die "Mutter" überholt - Katholisches Leben in zwei Pfarrgemeinden. In: Liblar 1150 - 2000, S. 43 (Hrsg. Interessengemeinschaft 850 Jahre Liblar)
- "Ein großes und ziemlich schönes Dorf" - Franzosen und Preußen in Liblar. In: Liblar 1150 - 2000, S. 49 (Hrsg. Interessengemeinschaft 850 Jahre Liblar)
- Gründungsphase mit Überraschungen - Liblar als Teil von Erftstadt. In: Liblar 1150 - 2000, S. 115 (Hrsg. Interessengemeinschaft 850 Jahre Liblar)
- Liblar in alten Ansichten. Hrsg. Volkshochschule Erftstadt, 2000
- Ein Schlüssel für Schloss Gracht. 1965 und 1966 gab es einen besonderen Club. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2001, S. 10 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Post in Liblar. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2002, S. 111 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Eine einflussreiche Familie. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2004, S. 121 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Einen deutschen Begriff exportiert (Kindergarten). In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2005, S. 125 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Mit "Carl Schurz" über die Meere. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2006, S. 53 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Persönlichkeiten und Originale: Gehaltserhöhung abgelehnt - Lehrer Christian Schurz wurde lieber Wirt. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2008, S. 49 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Persönlichkeiten und Originale: Organisator des Revolutions-Jubiläums (Dr. Karl Heinz Kobé). In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2009, S. 91 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Facetten der Geschichte: Ein Schloss für 50.000 DM - doch Pacht für Gracht war 1965 viel zu hoch!. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2012, S. 22 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Persönlichkeiten und Originale: Botschafter in London. Paul Graf Wolff Metternich zur Gracht - vor 160 Jahren geboren. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2013, S. 50 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Facetten der Geschichte: Das älteste Volksschulgebäude Liblars in heutiger Zeit. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2015, S. 41 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Facetten der Geschichte: Braunkohlen-Museum für Liblar geplant - Ideenskizzen im Archiv der Stadt Erftstadt entdeckt. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2017, S. 38 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Kurzlebige Mittelinstanz: Dekanat Erftstadt existierte nur 41 Jahre. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2018, S. 143 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Noble Erftstadt. Sieben Nobelpreisträger waren hier. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2019, S. 165 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Liblar, Erftstadt und Carl Schurz. Ein Botschafter Erftstadts für Freiheit und Demokratie. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2020, S. 187 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Max Ernst schrieb "an Deine Liblarer Adresse" Schwester und Bruder des berühmten Malers lebten zeitweise auf Schloss Gracht. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2021, S. 59 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Ein eigenwilliger Westfale. Georg Brune, wichtigster Helfer bei Gottfried Kinkels Befreiung aus dem Zuchthaus Spandau. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2022, S. 41 (Hrsg. Stadt Erftstadt)