St. Alban

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St. Alban
St. Alban Liblar 2010.jpg
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Erbaut
Zerstört
Art
Denkmal
Ja (Nr. 051)
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St. Alban ist eine katholische Pfarrkirche in Liblar. Die Kirche liegt im nordwestlichen Teil des heutigen Orts in unmittelbarer Nähe von Schloss Gracht.

Geschichte[Bearbeiten]

Ursprünge[Bearbeiten]

Die Pfarre Liblar wurde erstmals um 1155 als „parochia Lubdelare“ in einem Pergament des „Codex Thioderici“,[1] einem Verzeichnis des Benediktinerklosters, der Abtei Deutz, erwähnt. In dieser Handschrift erschien Liblar unter den angeführten Pfarreien, die jährlich Spenden oder Almosen nach Deutz brachten.[2] In einem Verzeichnis der kirchlichen Einkünfte, dem Liber valoris, wurde die Pfarrkirche in Liblar um 1308 ebenfalls aufgeführt.[3] Die frühe Verwendung des Begriffs „Pfarre“ lässt darauf schließen, dass schon deutlich früher ein kleines Gotteshaus im Ort existierte.

Ehem. Fronhof des Stiftes Dietkirchen, Bonn
Grabstein des alten Kirchhofs

In späterer Zeit nahm das Kloster und spätere Frauenstift Dietkirchen, gelegen in der heutigen Nordstadt Bonns, das in Liblar einen Fronhof und weitere Güter und Rechte besaß, Einfluss auf die Weiterentwicklung der Pfarrkirche. Seit wann die Äbtissin von Dietkirchen das Patronatsrecht hatte, ist nicht bekannt. Fest steht, dass anlässlich einer kirchlichen Visitation im Jahre 1569 das Vorschlagsrecht der Äbtissin oblag, und wohl auch verbrieft war.[4] Seit dem Jahr 1628 wurde St. Alban als Pfarrpatron bezeichnet,[5] und noch 1662 wurde die Äbtissin des Stiftes als „Kollatrix“ (Vorschlagberechtigte) bezeichnet.

Neubau[Bearbeiten]

Von alters her waren die Zuständigkeiten bei einem Neubau oder der weiteren substantiellen Unterhaltung eines Kirchengebäudes aufgeteilt. In der Mitte des 17. Jahrhunderts drohte der Kirchturm, den die Gemeinde zu unterhalten hatte, einzustürzen. Auch das baufällige Dach des Kirchenschiffes musste dringend erneuert werden. Die Äbtissin zeigte kein Interesse, sich an einem notwendigen Neubau der Kirche zu beteiligen.[6] Auch Verhandlungen, die der Malteserritter Hieronymus Wolff Metternich[7] ab 1668 mit der Stiftsleitung führte, blieben ergebnislos. Diese vertrat die Ansicht, als Inhaberin des großen Zehnten lediglich für Reparaturen am Kirchenschiff, nicht aber für einen Neubau verantwortlich zu sein. 1669 beschlossen Vogt und Schöffen, die Kirche wegen Baufälligkeit abzureißen und eine neue zu errichten.

Wappen Wolff-Metternich

Haus Gracht übernahm schließlich die Baukosten für einen größeren Neubau. Das Bauwerk erforderte etwa 500.000 Feldbrandziegel, die in zwei örtlichen Ziegelöfen hergestellt wurden. Die für den Brennvorgang nötige Kohle wurde aus den Gruben des Eschweiler Kohlbergs herangeschafft, das Bauholz stammte aus dem Schwarzwald. Es wurde auf dem Rhein von Straßburg bis Wesseling geflößt und von dort nach Liblar transportiert.

Nach der Fertigstellung der Kirche im Jahre 1672 erfolgte durch den Landdechanten die Konsekration.[8] Die Familie Wolff Metternich ließ in der neu erbauten Kirche ein Oratorium errichten, dessen Nutzungsrecht und Besitz noch 1847 durch den Kölner Erzbischof von Geissel bestätigt wurde.

Neben den Baukosten trug die ortsansässige Familie Metternich auch wesentlich zur Ausstattung der Kirche bei.Sie stiftete 1672 sieben Kirchenfenster mit Namen und Wappen der Familie. **Auch die beiden Seitenaltäre – ein Marienaltar und ein Heilig-Kreuz-Altar mit Altarbildern von Rudolphi – waren Schenkungen der Familie.[8] Das Hauptaltarbild zeigte die Enthauptung des heiligen Alban, der seinen Kopf in den Händen trägt. Darüber befand sich das Familienwappen der Linie Wolff Metternich/Asseburg, das vermutlich nach 1769 entstand.

Umbauten und Erweiterungen[Bearbeiten]

Nachdem St. Alban schon in den 1860er Jahren restauriert worden war, erfolgten erneute Arbeiten in der Kirche nach der Jahrhundertwende.

Um 1900 stellte sich die Frage, ob wegen der wachsenden Einwohnerzahl, die durch den Zuzug von Bergarbeitern ausgelöst worden war, eine Vergrößerung der Kirche sinnvoll sei oder ein Kirchenneubau im „Donatusdorf“ (dem heutigen Oberliblar) angestrebt werden sollte. Aus Kostengründen unterblieben jedoch vorerst beide Varianten. Als Neuerung wurde jedoch vom Kirchenvorstand, der durch Pastor Lennarz in den Jahren 1901 und 1903 betriebenen Umwandlung der Innenausstattung zugestimmt. Dieser ließ die barocken Seitenaltäre, den Marienaltar und den Heilig-Kreuz-Altar, entfernen und durch neugotische Altäre ersetzen. Die Gemälde des Künstlers Rudolphi blieben erhalten. Auch die Kanzel wurde in der folgenden Zeit durch eine in neugotischem Stil ersetzt. Diesem Austausch folgten dann die Beichtstühle, schließlich auch die Kommunionbank. Abschließend wurde die Kirche im Nazarenerstil ausgemalt. Die Kosten der Anschaffungen und Arbeiten wurden überwiegend durch Spenden aufgebracht, von denen ein großer Teil durch den Pfarrer selbst beigesteuert worden war.[9]

Unter Pastor Linden wurden 1928 Taufkapelle, Beichtkapelle und Sakristei nach Plänen von Professor Dominikus Böhm angebaut. Von einem geplanten seitlichen Schiff riet dieser wegen der Brüchigkeit der Kirchengewölbe ab. Stattdessen schlug er einen Anbau an der Westseite der Pfarrkirche vor, was in späterer Zeit auch realisiert werden sollte.[9]

Kriegsende und Nachkriegszeit[Bearbeiten]

Beim Einmarsch der Alliierten im März 1945 warf eine SS-Einheit Minen in die Kirche. Dabei wurden Chor, Sakristei und Teile der Beichtkapelle zerstört. Ein Brand vernichtete das Sakristei-Inventar. Das herabstürzende Gewölbe beschädigte den Hochaltar schwer und zerstörte das 1935 restaurierte Altarbild.

Der Wiederaufbau gestaltete sich schwierig. Nach Gesprächen mit Landeskonservator Wolff Metternich und Diözesanbaumeister Willy Weyres genehmigte die Landesregierung Düsseldorf im November 1947 die Baumaßnahmen – unter der Bedingung, dass kein Anspruch auf Baumaterial erhoben würde. Die Grube Concordia half bei der Materialbeschaffung.[9] Im April 1947 stürzte ein noch nicht abgedeckter Dachstuhl bei einem Orkan ein. Im gleichen Jahr übernahm Architekt Paul Noven die Bauleitung. Er rekonstruierte die Kirche unter der Einbeziehung noch erhaltener Bausubstanz als zweischiffige Hallenkirche. Turm und Glocken waren unversehrt geblieben.

1949 wurden das Dach und der 45 m hohe Turm mit Schiefer gedeckt. 1950 folgte der Einbau neuer Fenster nach Entwürfen von Glasmaler Theo M. Landmann. Diese stellen die drei göttlichen Tugenden (Glaube, Hoffnung, Liebe) und die vier Kardinaltugenden dar. Der Chor erhielt ein Netzgratgewölbe. Eine neue Orgel mit 17 Registern wurde im Oktober 1950 feierlich eingeweiht. Seit Mitte Oktober konnte die Kirche wieder für Gottesdienste genutzt werden. Im selben Jahr erhielt sie ein elektrisches Geläut; 1977 wurden zwei weitere Glocken angeschafft.[9]

Baubeschreibung[Bearbeiten]

Die Kirche steht erhöht hinter dem alten Fronhof und prägt mit ihrer schlanken Turmspitze das Ortsbild Liblars. Über dem Westportal (datiert 1669) befindet sich ein von Löwen flankiertes Familienwappen der Wolff Metternich. Ein Chronogramm über dem Oratoriumseingang auf der Ostseite verweist ebenfalls auf das Baujahr. Die Inschrift preist Christus, wobei die hervorgehobenen Großbuchstaben in Summe das Entstehungsjahr ergeben.

Das Bauwerk aus rotbraunem Ziegelmauerwerk ist von regelmäßigen Tuffbändern durchzogen. Die Fassaden sind durch spitzbogige spätgotische Fenster gegliedert. Der Kontrast von historischer und moderner Gestaltung zeigt sich besonders im Lichtspiel des Netzgratgewölbes über dem barocken Hochaltar, der nach Kriegszerstörung restauriert wurde. Das ursprüngliche Altarbild wurde durch ein Madonnenbild ersetzt, ein Gemälde der Rubensschule, das 1962 von Restaurator „Minn“ bei einem Lütticher Kunsthändler erworben worden war.[10]

1978 wurde eine neue Orgel mit 18 Registern und elektrischer Traktur aus der Werkstatt Seifert in Kevelaer eingebaut.[11]

Die Kirche wurde am 16. September 1982 unter der Nr. 051 in die Denkmalliste der Stadt Erftstadt aufgenommen.

Glocken[Bearbeiten]

Die Glocken von 1687 wurden überwiegend von den Metternichs finanziert. Die mittlere Glocke, heute nicht mehr erhalten, wurde 1745 von Martin Legros aus Malmedy neu gegossen.[8] Die nach der Aufhebung der Kölner Kirche St. Jakob im Jahr 1803, 1816 an die Liblarer Kirche überwiesenen Glocken der Jakobskirche,[12] sind heute dort jedoch nicht mehr verifizierbar. Ob die 1816 geweihte Glocke mit dem Kölner Geläut in Verbindung stand, ist ungewiss. Sie wurde 1942 requiriert, aber 1947 unversehrt zurückgebracht. Zwei Glocken, vermutlich aus den Jahren 1403 und 1862, wurden im Ersten Weltkrieg eingeschmolzen und 1924 ersetzt.[9]

Bilder[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Literatur

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. HAStK Abtei Deutz RH2 Abschrift des verschollenen Codex
  2. Ausschnitt der Handschrift in H. Stommel: Liblar Pfarrkirche St. Alban
  3. F.W. Oediger: der Liber Valoris.
  4. A. Franzen: Die Visitationsprotokolle der ersten nachtridentinischen Visitation im Erzstift Köln unter Erzbischof Salentin von Isenburg im Jahre 1569.
  5. HAEK Dekanat Ahrgau Gen. Nr. 1.
  6. HAEK Dekanat Bergheim Visitationsprotokolle 1662
  7. Rößner Richarz/Hans Werner Langbrandner, Ritterorden in: Gudrun Gersmann und Hans Werner Langbrandner (Hg.), Adelige Lebenswelten im Rheinland. Köln 2009. Seite 234–237
  8. 8,0 8,1 8,2 Karl u. Hanna Stommel: Quellen Erftstadt Nr. 2636 (Archiv Schloss Gracht Akte 87, Kirche Liblar)
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 Pfarrchronik im Pfarrarchiv St. Alban Liblar, Auswertung durch Karl Stommel.
  10. F. Kretzschmar, S. 66–67.
  11. KiEK 2/2004 (Zeitschrift der Kirchenmusik im EB Köln), anlässlich Stellenausschreibung
  12. Ludwig Arentz, H. Neu und Hans Vogts: Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Band II S. 47.
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