Hochwasserrückhaltebecken Niederberg
Das Hochwasserrückhaltebecken Niederberg ist ein Hochwasserrückhaltebecken des Erftverbandes am Rotbach in Niederberg. Es schützt Erftstadt und vor allem Friesheim vor Hochwasser. Das 2006 fertiggestellte Becken mit einem Fassungsvermögen von ca. 1 Mio. m³ Wasser verfügt über einen 669 m langen und bis zu 6,5 m hohen Staudamm aus Erdmaterial. Die Baukosten beliefen sich auf ca. 7,8 Mio. Euro.
Beschreibung[Bearbeiten]
Das Rückhaltebecken nimmt Wasser aus einem 175 km² großen Einzugsgebiet auf und wurde als Trockenbecken mit einer maximalen Staufläche von 55 ha konzipiert. Ab einem Abfluss von 20 m³/s besteht für die flussabwärts liegenden Gebiete Hochwassergefahr und das Becken wird eingestaut. Ausgelegt wurde das Rückhaltebecken, um die Ortsteile Friesheim, Ahrem, Lechenich, Konradsheim und Dirmerzheim vor einem 100-jährlichen Hochwasserereignis (HQ100 = 37 m³/s) zu schützen.
Im Rahmen des Baus wurde der Rotbach auf einer Länge von ca. 1,3 Kilometern umgeleitet und in den tiefsten Bereich des Staubeckens verlegt. Er passiert den Damm durch ein Durchlassbauwerk mit zwei steuerbaren Durchlässen, die neben elektrischen Antrieben auch manuell gesteuert werden können. Um die ökologische Durchgängigkeit zu erhalten und Fischen sowie Kleinlebewesen den Durchgang zu ermöglichen, wurde die Sohle eines Durchlasses wie die eines natürlichen Bachlaufs gestaltet. Beide Durchlässe sind nach oben weitgehend offen, so dass das Gewässer Tageslicht erhält. Der Wasserstand an Zu- und Ablaufpegel wird per Radarmessung erfasst, zusätzlich erfolgt eine Zuflussmessung im Ultraschallverfahren. Die Messung des Beckenwasserstandes wird mit Druckluft vorgenommen. Alle Messwerte sowie die Positionen der Schütztafeln werden in die Hochwassereinsatzzentrale in Bergheim fernübertragen.
Im Rahmen der Bauarbeiten wurden durch Archäologen des Rheinischen Amts für Bodendenkmalpflege Reste einer karolingischen Mühle gefunden, die vor mehr als 1.100 Jahren am Rotbach betrieben worden war. Anhand von Holzfunden ließ sich das Bauwerk auf das Jahr 835 n. Chr. datieren.[1]
Hochwasser 2021[Bearbeiten]
Während des Hochwassers im Juli 2021 betrug der maximale Zufluss zum Rückhaltebecken nach Berechnungen des Erftverbandes ca. 78 m³/s (15. Juli, 9:00 Uhr) und damit mehr als das doppelte des Bemessungshochwasser von 37 m³/s, für das das Becken ausgelegt war.
Der planmäßige Einstau des Beckens begann am 14. Juli um 19:55 Uhr. Der Abfluss des Rotbachs wurde dabei auf eine Menge reduziert, die für die flussabwärts liegenden Orte keine Gefährdung darstellte. Am 15. Juli um 9:10 Uhr wurde die Oberkante der Hochwasserentlastung erreicht (Vollstau) und das Wasser über die HWE abgeführt. Aufgrund des hohen Zuflusses stieg der Wasserstand jedoch weiter, so dass gegen 11:45 Uhr das höchste Stauziel überschritten und um 13:30 Uhr der maximale Beckenstand erreicht wurde. Der Abstand zur Dammkrone betrug zu diesem Zeitpunkt nur noch 90 cm.
Am 17. Juli um 03:30 Uhr (ca. 2,5 Tage nach Einstaubeginn) wurde die Oberkanten der Hochwasserentlastung wieder unterschritten und das Becken konnte kontrolliert über das Ablassbauwerk geleert werden. Am 19. Juli um 7:00 Uhr war das Becken wieder vollständig entleert.[2]
Bilder[Bearbeiten]
Lage[Bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten]
- Artikel Hochwasserrückhaltebecken Erftstadt-Niederberg. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
- Informationsbroschüre des Erftverbandes
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Informationsbroschüre des Erftverbandes. In: kuegler-textoris.de. Abgerufen am 19. Juni 2024.
- ↑ Erftverband: "Hochwasser an der Erft und ihren Nebengewässern 14. bis 16.07.2021". 20. August 2021.