St. Michael
St. Michael ist eine katholische Pfarrkirche in Blessem. Sie liegt zentral im Ort und wurde 1961 nach den Plänen des Architekten Werner Ingendaay errichtet[1].
Geschichte[Bearbeiten]
Jahrhundertelang war die St. Servatius-Kapelle in Heddinghoven, eine Filiale der Kirche St. Kilian in Lechenich, die Pfarrkirche für Blessem und Konradsheim. Nach der Einrichtung eines Rektorats in Frauenthal für den Gottesdienst der Krankenhauskapelle im Jahre 1869, das durch die Stiftung Münch finanziert wurde, besuchten die Blessemer fortan dort die Gottesdienste.
Die Entwicklung zur eigenständigen Pfarrei vollzog sich Anfang des 20. Jahrhunderts schrittweise. 1908 erhielten die Einwohner Blessems das Recht, ihre Kinder in der Kapelle in Frauenthal taufen zu lassen, 1909 legten die Blessemer einen eigenen Friedhof an. 1923 wurde die Kapelle in Frauenthal Rektoratspfarre für Blessem und Frauenthal.
1961 wurde schließlich eine eigene Kirche in Blessem gebaut, nach Plänen des Architekten Werner Ingendaay. Sie übernahm zur weiteren Nutzung den neugotischen Taufstein aus der Marienkapelle in Frauenthal.[2]
Beschreibung[Bearbeiten]
Gebäude[Bearbeiten]
Die Mauern der geosteten Kirche bestehen aus Beton. Ihre Außenwände sind mit Ziegeln verblendet. Die Westseite des mit einem Satteldach gedeckten Baus erhielt eine bis in die Giebelspitze reichende, durch Betonrippen gegliederte Glasfassade mit einer Darstellung Mariens als Königin der Engel. Das Hauptportal wurde aus Holz gefertigt und mit einer in Kupfer getriebenen Verkleidung ummantelt. Dieses entstand 1967 nach einem Entwurf des Köttinger Bildhauers Jakob Riffeler.
Die Motive der Darstellung bieten einen Überblick über die Kirchengeschichte des Ortes: Unter dem thronenden Christus sind die Heiligen Kilian, Apollonia und Servatius als Hinweise auf die Pfarrpatrone von Lechenich und Heddinghoven dargestellt. Maria und Brigitta verweisen auf Kloster und Kapelle Frauenthal, während die Darstellung des Erzengels Michael auf den Pfarrpatron der Kirche selbst hindeutet.
Der wie ein Campanile frei stehende, 21 Meter hohe Turm wurde wie die Kirche aus Beton gegossen und mit „holländischen Klinkern“ verblendet. Er ist auf allen Seiten mit fünf versetzt angeordneten Schallöffnungen versehen. Die Darstellungen in der Glaswand zwischen Kirche und Turm nehmen Bezug auf örtliche Vereine und deren Schutzpatrone.[3]
Innenraum[Bearbeiten]
Im Innenraum endet die große Betonwand an der Ostseite in einer Giebelspitze. Die Holzdecke in Form eines Satteldaches reicht an der Nordwand bis zu den Lichtschächten, die über der Betonwand verlaufen. Die südliche Außenwand besteht bis zur Querwand aus Betonstreifen mit kleinen quadratischen Glasbausteinen, im Wechsel mit Abschnitten aus Ziegeln.
Beidseitig in halber Höhe des Kirchenschiffs wurde entlang der südlichen Außenwand eine Betondecke eingezogen, die von der Querwand ausgeht. Durch die bis zur Decke reichende Betonwand, die darauf im Kirchenschiff errichtet wurde, entstand darunter Raum für eine Seitenkapelle. Südlich vom Chor liegt ein Gebetsraum, darüber befindet sich die Orgelempore mit der Orgel.
Die Taufkapelle an der Nordseite des Eingangs mit dem neugotischen Taufstein aus der Kirche in Frauenthal ähnelt in ihrer Gestaltung (Wände aus Ziegel und verputztem Beton, eine Seite Glasfenster) der südlichen Sakristei der Kirche St. Lambertus in Bliesheim, die vom gleichen Architekten entworfen wurde. Die Fenster gestaltete Glasmaler Franz Pauli.
Ausstattung[Bearbeiten]
- Orgel mit 12 Registern, 1963 gelifert durch die Firma Helmut Seifert, Köln.
- Glasfenster an der Ostfassade: Paul Weigmann, hergestellt von der Glasmalerei Oidtmann
- Glasfenster an der Nordseite in der Taufkapelle: Künstler Franz Pauli
- neugotischer Taufstein
- Altar aus italienischem grünlich gemasertem Marmor von Toni Zenz 1975
- flächig gearbeitetes Hängekreuz von Egino Weinert, heute im Turmraum
- Tabernakel (Bronze) von Egino Weinert
- Tabernakeltür von Toni Zenz
- Madonna mit Kind (spätgotisch), im Kunsthandel erworben
- Christus an der Geißelsäule (Barock), im Kunsthandel erworben
- Petrus (Rokoko), im Kunsthandel erworben
- Michael, Lindenholz, um 1980, Künstler unbekannt[4]
Glocken[Bearbeiten]
Im Turm hängen sechs Glocken, die 1961 von Wolfgang Hausen in der Glockengießerei Mabilon aus Saarburg gegossen wurden:[5]
Nr. | Name | Durchmesser | Gewicht ca. | Schlagton | Inschrift |
---|---|---|---|---|---|
1 | Christus | 1112 mm | 850 kg | fis′-4 | DEN NAMEN CHRIST TRAGE ICH. IN SEINEM NAMEN RUF’ ICH DICH: IM LEBEN, DAS DIR ZUGEMESSEN, SOLLST DU DEN MEISTER NIE VERGESSEN. |
2 | Maria | 930 mm | 500 kg | a′-4 | ICH HEISSE MARIA UND RUF’ IN DIE HERZEN: O LIEBET DEN HERREN IN FREUD UND IN SCHMERZEN. |
3 | Michael | 825 mm | 350 kg | h′-4 | ST. MICHAEL BIN ICH BENANNT. EUCH MENSCHEN SAG ICH HIERZULAND: IM KAMPFE GEGEN LUZIFER STEH’ ICH EUCH BEI MIT MEINEM HEER. |
4 | Petrus | 734 mm | 250 kg | cis″-4 | NACH PETRUS, DEM FELSEN, BENENNET MAN MICH. MIT MEINER STIMME MAHNE ICH: DANKET DEM HERRN, DER EUCH AUS GNAD’ IN SEINE KIRCH’ BERUFEN HAT. |
5 | Joseph | 600 mm | 130 kg | e″-4 | ALS JOSEFSGLOCKE RUF’ ICH EUCH AN: SEID TUGENDHAFT ALS FRAU UND MANN. |
6 | Johannes | 532 mm | 100 kg | fis″-4 | JOHANNES, DEM TÄUFER, GEWEIHET ICH BIN. ICH MAHNE, DIE MENSCHEN: HABT LAUTEREN SINN. DER SÜNDER TU’ BUSSE, BEKEHR’ SICH ZU GOTT: DENN KURZ IST DAS LEBEN UND DANN KOMMT DER TOD. |
Bilder[Bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten]
- Artikel St. Michael (Blessem). In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie.
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Frank Kretschmar: Kirchen und Andachtsstätten im Rhein-Erft-Kreis. S. 89.
- ↑ Albert Esser: 40 Jahre Pfarrei St. Michael Blessem-Frauenthal. Blessem 2001, S. 3–13.
- ↑ Stadtarchiv Erftstadt: Bildarchiv, Blessem.
- ↑ Albert Esser: 40 Jahre Pfarrei St. Michael Blessem-Frauenthal. Blessem 2001, S. 14–16.
- ↑ Gerhard Hoffs, Glocken im Dekanat Erftstadt. o. J., S. 10–14 (thema.erzbistum-koeln.de, PDF 533 KB), abgerufen am 30. März 2021.