Spurk
Spurk (auch Spürk) ist der Name einer im 16. Jahrhundert untergegangenen Siedlung bei Liblar.
Geschichte[Bearbeiten]
Ortschaft und Motte Spurk[Bearbeiten]
Spurk lag südöstlich von Liblar am Rande der Ville. Im 12. und 13. Jahrhundert lebten dort mehrere Töpferfamilien, die Keramiken in der Art fertigten, wie sie in den Töpferwerkstätten in Pingsdorf hergestellt wurden. Bei Ausschachtungsarbeiten in den 1930er Jahren wurden südlich des Bahnhofes große Mengen von Töpferabfällen sowie Fehlbrände und Ofenreste entdeckt.[1]
Am heutigen Kapellenbusch, etwa 700 m östlich von Schloss Gracht, stand im Mittelalter eine Motte,[1] deren ellipsenförmiger Hügel mit dem ihn umgebenden Wassergraben auf einer Flurkarte der Gemarkung Liblar zu erkennen ist.[2] Sie lag in der Nähe zweier wichtiger Straßen, der Straße Köln–Zülpich auf der Trasse der ehemaligen Römerstraße Trier–Köln, und der von Bonn über Brühl durch die Ville nach Lechenich und weiter bis Aachen führenden Bonn-Aachener Heerstraße.
Mehrere Klöster und Stifte hatten in Liblar und Spurk Besitz, darunter um 1230 das Kölner Stift St. Andreas,[3] dessen Güter im Laufe der Zeit zum größten Teil verloren gingen. Weiterhin das Kloster und spätere Stift Dietkirchen in Bonn, dessen Hof in Liblar 1293 erstmals erwähnt wurde,[4] sowie das Kloster Frauenthal und ab 1450 als dessen Nachfolgerin das Kloster Marienforst.[5] Auch adlige Familien wie die Familie von Gymnich hatten Besitzungen in Liblar und Spurk, die 1276 genannt wurden.[6]
Seit dem 15. Jahrhundert wurde der zur ehemaligen Spurker Burg gehörende Hof als Lehen des Stiftes Dietkirchen vergeben. Er kam über die Adelsfamilien Wolff von Rheindorf und von Buschfeld an die von Gymnich.[7]
Zerstörungen durch Kriege[Bearbeiten]
Im Laufe der Jahrhunderte waren Liblar und Spurk wiederholt von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen. In der Zeit der Fehden zwischen Graf Engelbert von der Mark und Erzbischof Friedrich sowie zwischen dem Herzog Adolf von Berg und Erzbischof Dietrich von Moers wurde Liblar 1391 und 1416 verwüstet.[8]
In Mitleidenschaft gezogen wurden die Ortschaften ebenfalls durch den truchsessischen Krieg im Jahr 1586. Zwar wurden die Schäden an der Vorburg des Hauses Gracht in den folgenden Jahren ausgebessert,[9] der abgebrannte Fronhof des Stiftes Dietkirchen durch den Halfen wieder aufgebaut,[10] jedoch wurden die verbrannten Häuser des Weilers Spurk sowie die zerstörten Gebäude des Spurker Hofes nicht wieder aufgebaut. Die Lehnsherrin, die Äbtissin von Dietkirchen, erteilte 1591 ihre Genehmigung zum Verkauf des Spurker Hofes mit allen Gerechtigkeiten von Johann von Gymnich zu Vischel an Hermann Wolff Metternich.[11]
Die Herren Wolff Metternich erwarben im 16. und 17. Jahrhundert von den Eigentümern in Spurk deren Hofplätze und Ackerland und vereinigten diese Liegenschaften wie auch Erwerbungen in Liblar mit dem Besitz des Grachter Hofes im gleichen Ort.[12] Nach 1845 errichtete die Familie von Wolff Metternich am ehemaligen Standort der Motte ihre Grabkapelle, die 1964 abgerissen wurde.[13]
Der Name "Spurk"[Bearbeiten]
In Westdeutschland findet sich der Name Spurk mehrfach als Ortsbezeichnung, auch in den Niederlanden ist er eine gebräuchliche Bezeichnung und wird mit Buschfeld gleichgesetzt. Die Forschung leitet den Namen aus der althochdeutschen Bezeichnung Spurcha für Wacholder ab. Ab dem 17. Jahrhundert findet sich auch die Schreibweise Spurck oder Spürck. Der Ortsname ist erstmals 1113 schriftlich belegt durch Hunger von Spurke, einen Dienstmann der Äbtissin des Klosters Dietkirchen, der in einer Urkunde als Zeuge genannt wird.[13]
Heute erinnern die Straßenbezeichnungen Am Spürkerkreuz, Im Spürkergarten und Spürkerau in Liblar an die ehemalige Siedlung.
Literatur
- Hanna Stommel: Genaue Lage unbekannt - Dorf Spürk umfaßte mehrere Höfe. In: Liblar 1150 - 2000, S. 21 (Hrsg. Interessengemeinschaft 850 Jahre Liblar)
- Hanna Stommel: Das untergegangene Dorf Spürk. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2006, S. 23 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 Bernhard Schreiber: Archäologische Funde und Denkmäler des Erftstädter Raumes. Erftstadt 1999. Seite 91–102 und Seite 157
- ↑ Stadtarchiv Erftstadt E02/102
- ↑ HAEK Pfarrarchiv St. Andreas, Akten II 40
- ↑ HAStK Bestand Auswärtiges 170b, veröffentlicht in Stommel, Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band I Nr. 178
- ↑ Landesarchiv NRW Düsseldorf Bestand Kurköln II 1257
- ↑ Richard Knipping, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln. Band III Nr. 2686
- ↑ Landesarchiv NRW Düsseldorf Bestand Dietkirchen Akten 17 Blatt 7-36, veröffentlicht in Stommel, Quellen Band II Nr. 935 und 1095
- ↑ Norbert Andernach, Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter Band X. Düsseldorf 1987. Nr. 82 und Stommel, Quellen Band IV Nachtrag Nr. 881a
- ↑ Archiv Schloss Gracht Akten 557 (Hausprotokolle)
- ↑ Landesarchiv NRW Düsseldorf Bestand Dietkirchen Akten 35c Blatt 154-159
- ↑ Archiv Schloss Gracht Urkunde Nr. 124
- ↑ Archiv Schloss Gracht Akten 552-556
- ↑ 13,0 13,1 Hanna Stommel: Genaue Lage unbekannt - Dorf Spürk umfaßte mehrere Höfe. In: Liblar 1150 - 2000, S. 21