Splitterschutzzelle

Aus ErftstadtWiki
Einmannbunker im Stadtgarten

Eine Splitterschutzzelle (auch Einmannbunker) ist eine Vorrichtung, die Personen Schutz vor Splittern gewähren sollen. In Liblar wurden 2015 drei Splitterschutzzellen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges gefunden.

Entdeckung und historische Einordnung[Bearbeiten]

Im Oktober 2015 wurden bei Rodungsarbeiten auf einem Gelände zwischen der Carl-Schurz-Straße und dem Stadtgarten in Liblar (im Garten des Hauses Lang, Carl-Schurz-Str. 149) drei sogenannte Einmannbunker entdeckt. Die kleinen zylinderförmigen Schutzbauten waren teilweise überwuchert und blieben daher lange unentdeckt. Es handelt sich um seltene Exemplare, die während des Zweiten Weltkriegs errichtet wurden und ein oder zwei Personen Schutz vor Fliegerbomben und deren Splitterwirkung bieten sollten. [1]. Sie sind etwa zwei Meter hoch, haben eine Türöffnung, eine Notluke und mehrere Luftöffnungen.

Laut dem Geschichtsforscher Prof. Horst Matzerath gehören diese Splitterschutzzellen zu einem seltenen Ensemble, da sie in Erftstadt bislang kaum dokumentiert waren. Nach bisherigen Erkenntnissen wurden sie um 1944 errichtet, mutmaßlich zur Absicherung von Arbeitern in Betrieben entlang der nahegelegenen Bahntrasse der Euskirchener Kreisbahnen (Flutsch), die den Personen- und Güterverkehr in der Region bediente. Ob ein direkter Zusammenhang mit der Trasse bestand, ist jedoch unklar, da die nächste Bahnstation rund 300 Meter vom Fundort entfernt lag.[2]

Diskussion über Erhalt und Nutzung[Bearbeiten]

Nach ihrer Entdeckung wurde eine Debatte über den zukünftigen Umgang mit den Bunkern geführt. Zunächst wurden die drei Schutzbauten durch die Stadtverwaltung an der Bliesheimer Straße zwischengelagert. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege wurde eingeschaltet, um über eine mögliche Unterschutzstellung zu entscheiden. In der Folge gab es Überlegungen, die Bunker als Mahnmale gegen Krieg und Gewalt im Stadtgarten aufzustellen.[3].

Einmannbunker im Stadtgarten

Eine Kontroverse entstand, als ein Bunker vorzeitig vom Rheinischen Bahnmuseum nach Köln abtransportiert wurde, um dort als Ausstellungsstück zu dienen. In Reaktion darauf beantragte die SPD-Fraktion im Ausschuss für Stadtentwicklung, wenigstens ein oder zwei der verbliebenen Bunker in Erftstadt zu belassen und als Mahnmal öffentlich zugänglich zu machen. Die Mehrheit des Ausschusses sprach sich dafür aus, diesen Antrag umzusetzen.[2]

Nach weiteren politischen Diskussionen und Abstimmungen beschloss die Stadt, einen der Bunker im Lauerbusch, einem Waldstück zwischen Bliesheim und Liblar, als Gedenkort aufzustellen. Dieser Standort hat eine besondere historische Bedeutung, da sich dort nach dem Krieg eine Behelfswohnanlage für rund 40 Familien befand, die von 1945 bis 1969 existierte. Am 2. September 2017 wurde der restaurierte Splitterschutzbunker im Rahmen einer feierlichen Zeremonie mit etwa 60 ehemaligen Bewohnern der Behelfsunterkünfte offiziell eingeweiht. Die Gedenkstätte umfasst neben dem Bunker eine Bank, eine Infotafel zur Geschichte des Ortes sowie eine Widmung als Mahnmal gegen Krieg und Gewalt.[4] Der Rohmedräjer-Club hat die Betreuung und Pflege der Gedenkstätte übernommen.[5]

Die dritte Splitterschutzzelle wurde im Stadtgarten in Liblar aufgestellt.[5]


Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Britta Havlicek: Bunker unterm Gestrüpp entdeckt, Kölner Stadt-Anzeiger, 16. Oktober 2015
  2. 2,0 2,1 Horst Komuth: Mahnmal, Kölner Stadt-Anzeiger, 11. Februar 2016
  3. Patrik Reinartz: Debatte um alte Bunker, Kölner Stadt-Anzeiger, 22. Januar 2016
  4. Kathrin Höhne: Bunker als Mahnmal am Lauerbusch, Kölner Stadt-Anzeiger, Ausgabe vom 5. September 2017.
  5. 5,0 5,1 Horst Komuth: Einmannbunker rückt in die Mitte, Kölner Stadtanzeiger, Rhein-Erft, 29. Juni 2022, S.25