Lauerbusch
Der Lauerbusch ist ein ca. 8 ha großes Waldstück nördlich von Bliesheim. Das heute als geschützter Landschaftsbestandteil ausgewiesene Gebiet wurde im Zweiten Weltkrieg als Munitionslager der deutschen Wehrmacht genutzt und diente nach 1945 bis 1969 als Flüchtlingsunterkunft. Seit der Räumung ist das Gelände vollständig renaturiert.
Geschichte[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Vorkriegsgeschichte und Namensherkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Der Lauerbusch wurde erstmals 1570 als „Lauerheide“ urkundlich erwähnt. In der Bliesheimer Ortsgeschichte wird er als „zum Lohen benutzter Busch bei Buschfeld“ beschrieben, ein Eichenschälwald, dessen Rinde („Lohe“) als pflanzlicher Gerbstoff für die Lederverarbeitung diente. Der Begriff „Lauerbusch“ leitet sich vom mundartlichen „Luebösch“ ab. Über Jahrhunderte wurde das Waldstück forstwirtschaftlich genutzt und prägte als Teil der Bliesheimer Langen Heide die Kulturlandschaft der Region.[1]
Munitionsdepot und Flüchlingsunterkunft[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Während des Zweiten Weltkriegs richtete die Wehrmacht im Lauerbusch ein Munitionsdepot mit insgesamt 18 Gebäuden ein, darunter ein in Backstein errichtetes Kommandantur- und Verwaltungsgebäude. Die übrigen Bunker bestanden aus Stahlbeton, teils als sogenannte „Einmannbunker“ zur Splitterschutzunterbringung. Aufgrund seiner Nähe zu Flugabwehrstellungen war der Lauerbusch Ziel alliierter Luftangriffe; drei Munitionsbunker wurden zerstört.
Nach Kriegsende nutzte das damalige Amt Liblar die leerstehenden Bunker und Gebäude zur Unterbringung von Flüchtlingen. 14 Munitionsbunker sowie das Verwaltungsgebäude wurden zu Wohnzwecken umgebaut. Rund um die Häuser legten die Bewohner Gemüsegärten an, errichteten eine Trinkwasserversorgung aus Bliesheim und gestalteten das Gelände für ihre Kinder als Abenteuerspielplatz. Die im Wald verbliebene Munition stellte jedoch eine erhebliche Gefahr dar; mehrere Bewohner verloren durch Explosionen ihr Leben. 1969 wurde die Siedlung endgültig geräumt.[1]
Renaturierung und Gedenken[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Nach der Räumung durchsuchten Räumtrupps der Bundeswehr das Gelände, wobei einer der größten Waffenfunde des Erftkreises gemacht wurde. Alle Gebäude wurden abgerissen, das Gebiet unter Naturschutz gestellt und die Waldfläche durch Anpflanzungen nahezu verdoppelt. Mit den Jahren überwucherte die Vegetation die ehemaligen Straßen und Bunkerstandorte vollständig. Heute erinnert nur noch ein Feldweg am Ostrand an die frühere Nutzung.[1]
2017 richtete der Rohmedräjer-Club an der Merowingerstraße eine Gedenkstätte ein. Neben einer bebilderten Informationstafel zur Geschichte des Lauerbuschs wurde dort auch eine der 2015 in Liblar wiedergefundenen Splitterschutzzellen aufgestellt. Eine zweite, identische Tafel steht unmittelbar am Eingang des Geländes.[2]
Bilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Luftaufnahme des Geländes von 1954, Zeitvergleich 1954/2024
Lage[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
- YouTube-Video mit Drohnenaufnahmen des Geländes (2021)
Literatur
- Willi Pütz: Der Lauerbusch bei Bliesheim. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2019, S. 201 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
Einzelnachweise[Quelltext bearbeiten]
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Wili Pütz: Der Lauerbusch bei Bliesheim. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2019, S. 201ff.
- ↑ Rohmedräjer richten Gedenkstätten in Bliesheim ein: Wiedersehen nach über 40 Jahren. In: rheinische-anzeigenblaetter.de. 5. September 2017.