Rheinische Krautfabrik Patria
Die Rheinische Krautfabrik Patria m.b.H. ist ein ehemaliges Unternehmen aus Lechenich, das Zuckerrübenkraut (Prüppes) herstellte.
Geschichte[Bearbeiten]
Mit Hilfe von Zeitungsannoncen suchte der Uerdinger Unternehmer August Pohlig in einer "rübenreichen Gegend" nach einem Gelände für den Bau einer Rübenkrautfabrik. Daraufhin engagierte sich der Lechenicher Unternehmer und Organist Paul Kerp und gewann Mitgesellschafter, um das notwendige Kapital zu beschaffen.
Am 30. August 1913 wurde schließlich der Gründungsvertrag der Gesellschaft unterschrieben. Die ersten Gesellschafter waren: August Pohlig, Richard Pohlig, Paul Kerp, Engelbert Kerp II. Franz Zilliken, Heinrich Pütz, Peter Schnorrenberg und Frau Witwe Franz Stemmeler. Zum ersten Geschäftsführer wurde Richard Pohlig ernannt.
Ebenfalls im Jahr 1913 wurde mit dem Bau der Fabrik begonnen, ausgeführt durch den Bauunternehmer Josef Schlösser. Am 12. Oktober 1914 wurde die Produktion aufgenommen. Während der ersten Kampagne produzierte das Werk aus 98.902 Zentnern Zuckerrüben insgesamt 18.737 Zentner Rübenkraut. Von 1917 bis 1959 war das Gelände an die Euskirchener Kreisbahn (Flutsch) angeschlossen, die Zuckerrüben und Kohlebriketts zu der Fabrik transportierte.
Die Auswirkungen des ersten Weltkriegs sowie der Tod von August und Richard Pohlig stellten das Unternehmen vor große Herausforderungen. Trotz dieser Schwierigkeiten konnten Investitionen vorgenommen und die Anlagen verbessert werden. Seit dem Jahr 1931 arbeitete das Unternehmen im Zweischichtbetrieb und beschäftigte bis zu 90 Mitarbeiter. Während der Kampagne 1949/1950 wurden knapp 30.000 Zentner Rübenkraut produziert.
Ab dem Jahr 1957 gingen die Produktionszahlen aufgrund eines Überangebots am Markt sowie zunehmender Konkurrenz durch andere Brotaufstriche zurück. Darüber hinaus konnte kein Nachfolger für Paul Kerp gefunden werden, der 1961 das Unternehmen im Alter von 93 Jahren mit seinem Schwiegersohn Heinrich Engels leitete. Daraufhin wurde die Fabrik 1961 geschlossen. Im Jahr darauf erwarb die Zuckerfabrik Brühl das Werk, konnte aber den Niedergang nicht aufhalten, woraufhin die "Patria" dauerhaft geschlossen wurde. Im Jahr 1970 wurde schließlich das ungenutzte Gebäude abgerissen.
Die Straße An der Patria, die am ehemaligen Werksgelände liegt, wurde nach der Krautfabrik benannt.[1]
Bilder[Bearbeiten]
Lage[Bearbeiten]
Literatur
- Helmut Weingarten: Prüppes aus Lechenich war geschätzt. Erinnerungen an die Zuckerrübenkrautfabrik "Patria". In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1995, S. 106 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Helmut Weingarten: "Prüppes" aus Lechenich war geschätzt. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1995, S. 106-110.