Adalbert Keseberg
Adalbert Keseberg war ein deutscher Arzt und emeritierter Professor für Allgemeinmedizin an der Universität Bonn. Er war über viele Jahrzehnte als Allgemeinmediziner in seinem Heimatort Liblar tätig. Darüber hinaus wirkte er als Wegbereiter der Hospizbewegung in der Region und engagierte sich für die medizinische Versorgung und Sterbebegleitung.
Leben[Bearbeiten]
Kindheit und Jugend[Bearbeiten]
Keseberg wurde 1933 in eine katholisch geprägte Familie in Liblar hineingeboren. Sein Vater war bereits in Liblar als praktizierender Arzt tätig, seine Mutter hatte zunächst als Lehrerin gearbeitet und widmete sich später der Erziehung ihrer vier Kinder. Die schulische Laufbahn Kesebergs war stark durch die Kriegsumstände und die ideologisierte Bildungspolitik des Nationalsozialismus geprägt. In der Grundschule erlebte er, wie nationalsozialistische Weltanschauung pädagogische Inhalte verdrängte. Der damalige Schulleiter trat regelmäßig in SA-Uniform auf, körperliche Züchtigungen waren an der Tagesordnung.[1]
Besonders prägend für Keseberg war die Zeit der letzten Kriegsmonate. Sein Vater, durch den Krieg gesundheitlich angeschlagen, kehrte 1944 zurück und war als einziger Arzt in der Region weiterhin für die medizinische Versorgung zuständig. Trotz Tieffliegerangriffen führte er Operationen durch, betreute Kranke in Bunkern und stand Sterbenden bei. Der junge Adalbert begleitete ihn oft und warnte ihn unterwegs vor Angriffen. Während der amerikanischen Einnahme Liblars im März 1945 suchte die Familie Zuflucht in einem Bunker, der unter Artilleriebeschuss geriet und überlebte die Angriffe nur knapp. Nach über einer Woche kehrten sie in ihr verwüstetes Haus zurück. Erschütternd war für die Familie der Tod des älteren Bruders Heribert Keseberg, der kurz vor Kriegsende im April 1945 ums Leben kam. Seine sterblichen Überreste wurden zunächst in Neustadt an der Saale beerdigt, später aber in das Familiengrab in Liblar überführt.[1]
Medizinische Laufbahn und gesellschaftliches Engagement[Bearbeiten]
Nach dem Krieg entschloss sich Adalbert Keseberg, wie sein Vater und beide Großväter, ein Medizinstudium aufzunehmen. Er studierte in Köln und Bonn und erhielt 1971 die Approbation als Arzt für Allgemein- und Sportmedizin. Seine ärztliche Laufbahn begann er am Krankenhaus Köln-Merheim in der Pathologie und Hämatologie. Die dortige Konfrontation mit schwerstkranken und sterbenden Patienten sensibilisierte ihn früh für die Bedeutung einer würdevollen Sterbebegleitung. Bereits 1990 veröffentlichte er ein Buch zur Betreuung unheilbar Kranker[1]
1965 übernahm Keseberg die väterliche Praxis in Liblar und war dort über Jahrzehnte als Allgemeinmediziner und Sportmediziner tätig. Auch sportlich war Keseberg aktiv: Er gehörte zu den Gründern des Tennisclubs Liblar und engagierte sich im Vereinssport. 1976 wurde er als Dozent für Sportmedizin an die Universität Bonn berufen. Er habilitierte sich später und erhielt eine Professur. Einen besonderen Schwerpunkt seiner akademischen Arbeit legte Keseberg auf die Lehre über den Umgang mit Sterbenden, ein damals noch weitgehend unbeachtetes Thema in der medizinischen Ausbildung. Auch nach seiner offiziellen Praxisaufgabe im Jahr 2000 blieb er als Arzt tätig.[1]
1999 gehörte Keseberg zu den Mitbegründern des Hospizvereins Erftstadt. Der Verein betreibt heute ein stationäres Hospiz sowie ein ambulantes Kinderhospiz in Frauenthal. Keseberg war zudem Mitinitiator des Aktiv Club Erftstadt (ACE), einer Initiative zur Förderung der Kreativität älterer Menschen.[1]
2008 wurde Adalbert Keseberg für sein Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.[2] Er war mit Mechthild Keseberg, geb. Leurs, verheiratet, die 2022 starb.
Veröffentlichungen[Bearbeiten]
- mit Hans-Heinz Schrömbgens: Hausärztliche Betreuung des Schwerkranken und Sterbenden, 1. Januar 1995, ISBN: 978-3777311401
- mit Mitwirkenden: Arzt und Gesellschaft, 1. Dezember 2004, ISBN: 978-3832231194
- Erinnerungen eines unvollkommenen Menschen, 29. Juli 2015, ISBN: 978-3038310839
- Erinnerungen eines Menschen, der mit den Augen lacht und keiner Partei angehört, 15. Oktober 2018, Taschenbuch, ISBN: 978-3831620746
- Sind wir noch zu retten?, 2. September 2020, ISBN: 978-3831622191
Literatur
- Cornelius Bormann: Adalbert Keseberg: Erinnerungen an eine nicht unbeschwerte Jugendzeit. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2015, S. 88 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
- Erftstadt 50. Hrsg. Kulturhaus Erftstadt, 2019
Publikationen als Autor
- Der Hospizverein Erftstadt. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 2010, S. 143 (Hrsg. Stadt Erftstadt)