Brikettpresse Ville I
Die Brikettpresse der Fabrik Ville I in Köttingen ist ein technikgeschichtliches Industriedenkmal, das an die bedeutende Braunkohleveredelung in der Region erinnert. Die etwa 45 Tonnen schwere Presse wurde 1988 auf dem Rheinflottenplatz aufgestellt und ist ein Symbol für die industrielle Vergangenheit des Ortes.
Geschichte[Bearbeiten]
Die Brikettpresse wurde der Stadt Erftstadt von der Rheinbraun AG (heute Teil der RWE Power AG) geschenkt. Über 60 Jahre lang war sie in der Brikettfabrik Ville I in Betrieb, wo sie durch Pressung von Braunkohle sogenannte „Klütten“ herstellte – ein umgangssprachlicher Begriff für Briketts. Die Maschine zählt zu den Einbahn-Pressen und wurde 1915 von der Maschinenfabrik Buckau A.G. in Magdeburg gefertigt.
Ortsvorsteher Alfred Zimmermann setzte sich 1988 für den Erhalt und die öffentliche Ausstellung der Presse ein. Der Vorstand des Gartenbau- und Verschönerungsvereins Köttingen unterstützte das Vorhaben einstimmig, da man darin ein bedeutsames kulturtechnisches Denkmal sah.
Vor der Aufstellung musste die Presse in einem aufwendigen Prozess zerlegt, gereinigt, restauriert und transportiert werden. Die Werkstattleitung der Rheinbraun-Gruppe Nord übernahm den Ausbau und das Zerlegen der Maschine sowie den Transport aus der Fabrikhalle. Die Presse wurde zunächst sandgestrahlt und anschließend mit Rostschutzfarbe gestrichen.
Nach Trocknung und einem weiteren Schutzanstrich folgte der Wiederaufbau. Rheinbraun-Schlosser montierten die gegossenen Maschinenteile, darunter das Maschinenbett, die Exzenterwelle und das mächtige Pressenstempel. Die vier Schwungradhälften konnten erst am endgültigen Standort montiert werden.
In Köttingen wurde ein Betonfundament gegossen. Am 11. Juli 1988 begann der Transport und die Aufstellung. Drei Spezialfahrzeuge und ein großer Kran brachten die schweren Bauteile millimetergenau auf das vorbereitete Fundament. Rheinbraun-Maschinenschlosser, unter der Leitung von Helmut Schneider (RBW Köttingen), führten die Montage durch. Nach der Endmontage wurde die Presse in Grün (Maschinenbett) und Rot (Räderwerk) gestrichen.
Die aufgestellte Presse ist seitdem ein frei zugängliches Denkmal. Um sie vor Beschädigungen und Verwechslungen mit einem Spielgerät zu schützen, wurde später ein Zaun errichtet. Die Gestaltung des Areals übernahm Gartenbaumeister Martin Brüdigam, der für die Koordination der Bauarbeiten und die Bepflanzung verantwortlich war.[1]
Technische Daten[Bearbeiten]
Merkmal | Angabe |
---|---|
Typ | Einbahn-Presse (ein Pressenstempel) |
Hersteller | Maschinenfabrik Buckau A.G., Magdeburg |
Baujahr | 1915 |
Gewicht | ca. 45 Tonnen |
Pressenleistung | ca. 85 Briketts pro Minute |
Antrieb | Elektromotor |
Einsatz | Brikettfabrik Ville I, Inventar-Nr. 141 |
Stilllegung der Fabrik | 1978 |
Standort[Bearbeiten]
Literatur
- Otto Straznicky: Denkmal wiegt 45 Tonnen. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1993/94, S. 127 (Hrsg. Stadt Erftstadt)
Einzelnachweise[Bearbeiten]
- ↑ Otto Straznicky: Denkmal wiegt 45 Tonnen. In: Jahrbuch der Stadt Erftstadt 1993/94. S. 127